Khaled Hakami:
Jäger & Sammler…
…und die WEIRD People
95 Prozent der Menschheitsgeschichte haben wir als Jäger und Sammler zugebracht. Die Maniq gehören heute zu den Letzten dieser Welt. Ihr nomadisches Leben in den Regenwäldern der malaiischen Halbinsel kennt keine soziale, politische oder ökonomische Ungleichheit, weder zwischen Mann und Frau noch zwischen Kindern und Erwachsenen.
Das Bild vom primitiven Steinzeitmenschen in Schulbüchern und Medien hat wenig mit der Realität zu tun. Gleiches gilt für romantische Vorstellungen vom indigenen Leben im Einklang mit der Natur. Aber wie und warum funktioniert eine Gesellschaft ohne Hierarchie, ohne Besitz oder Eigentum, ohne soziale Institutionen und ohne komplexe Technologie? Was denken Menschen, für die es keine Zukunft oder Vergangenheit, sondern nur die Gegenwart gibt? Wie sieht das tägliche Leben in einer Welt aus, die über die Grenzen des Regenwaldes nicht hinausgeht? Was glauben Menschen, die keinen Glauben haben? Wie erziehen sie, wenn es keine „Kinder“ und „Erwachsenen“ gibt? Und wenn wir die längste Zeit unserer Geschichte so oder so ähnlich gelebt haben, warum mussten wir uns ändern?
Das sind typische Fragen der WEIRD people (Western, Educated, Industrialized, Rich, Democratic), die nur uns interessieren, nicht aber die Jäger und Sammler. Wir sind für sie nur eigenartige Wesen aus einer anderen Welt, die sich im Regenwald nicht zurechtfinden und daher das reinste Entertainment sind.
Khaled Hakami durfte als durchschnittliche WEIRD person bei den Maniq (über)leben und wird seinen erlebten Kulturschock mit dem Publikum teilen.

Sa, 03.02.2024 – 17:00 Uhr
Konzerthaus - Runder Saal
Konrad-Adenauer-Platz 1
79098 Freiburg im Breisgau
Tickets ab 14.00 €
„Für Forscher, die in der westlichen Welt sozialisiert wurden, und damit nur dort ihre Alltagsfähigkeiten haben, ist dieser Lebensraum ein ständiger Kampf. Wir können nur ca. 25 Prozent der Zeit forschen, den Rest der Zeit sind wir quasi mit eigenem Überleben beschäftigt.“
Khaled HakamiKhaled Hakami
Khaled Hakami wurde 1976 in Linz geboren, studierte an der Universität Wien und beschäftigt sich mit Makrosoziologie und der Jäger-Sammler-Forschung. Seit vielen Jahren verbringt er immer wieder mehrere Monate bei den Jäger-Sammler-Gesellschaften der Maniq im Süden Thailands und bei den Orang Rimbo in Zentral-Sumatra. Als freier Wissenschaftler unterrichtet Khaled Hakami an der Universität Wien und berichtet an Schulen und im Rahmen öffentlicher Vorträge vom Leben im Regenwald.
Die Maniq ist eine der letzten nomadischen Jäger- und Sammlergesellschaften ohne jede Form von Ackerbau. Durch die Abholzung des Waldes ist ihr Überleben in Gefahr. Heute gibt es nach Schätzungen nur noch 200 bis 250 Maniq.
